Der Internationale Anti-Diät-Tag ist ein inoffizieller internationaler Aktionstag. Der Ursprung geht von einer Engländerin aus. Mary Evans Young. Sie litt viele Jahr an einer Essstörung der Magersucht und ist mit ihrem Thema an die Öffentlichkeit gegangen und hat diesen Tag initiiert. Und in diesem Kontext hat er seine Berechtigung. Sie möchte darauf aufmerksam machen, sich in seinem Körper zu akzeptieren und sich buchstäblich zu umarmen – liebe dich selbst, so wie du bist. Die Schönheitsideale, die uns über die Medien suggeriert werden, treiben viele in eine Essstörung und leider sind diese Störungen sehr schwer zu therapieren.
Frau Mättig, was halten Sie von einem solchen Aktionstag?
"Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich erst einmal den Begriff „Diät“ näher zu betrachten. Aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet es so viel wie „gesündere Lebensweise“ und Hippokrates verwendete ihn 370 v. Chr. als „geregelte Lebensweise“. Der Begriff Diät ist leider oft falsch und negativ belegt und wird von vielen mit Hungerkuren gleichgesetzt. Bei vielen einseitigen Ernährungsformen kommt es zur Einschränkung von liebgewonnen Gewohnheiten und diese führen schnell zum Scheitern. Sobald die Hungerkur „Diät“ beendet ist, nehmen 80% wieder zu oder wiegen sogar mehr als vorher.
Mit unserer Berufsbezeichnung „Diätassistent/in“ haben wir es da auch nicht einfach und es bringt einige Herausforderungen im Berufsalltag mit sich. Hier steckt ja das Negative „Diät“ schon im Wort drin. „Ernährungstherapeut/in“ wäre ein deutlich passenderer und wertschätzender Titel.
Wir beraten Klienten mit einer ernährungsbezogenen Erkrankung und geben Tipps und Hilfestellungen, wie derjenige mit seiner Krankheit seine Symptome lindern kann und seine Lebenserwartung steigt. Es wäre also fatal, wenn Frau „Anna Nass“ und Herr „Rainer Zufall“ sich nicht an die Tipps halten. Es würde den Gesundheitszustand verschlechtern. Aus dieser Sicht heraus ist der Anti-Diät Tag nicht für jeden geeignet."
Stimmt es, dass dick nicht gleichbedeutend mit ungesund ist?
Mättig: "Leider wird man als gewichtiger Mensch gern in eine Schublade gesteckt. Nicht jeder hat sich diese Pfunde auch angefuttert. Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen könnten. Herr Zufall könnte aufgrund seiner Medikamente und der Schilddrüsenunterfunktion ein paar Pfunde zu viel auf die Waage bringen. Frau Anna Nass ist eher ein Couch-Potato und hat durch die Einnahme von Antidepressiva stark zugenommen. Jedes Kilo zu viel birgt natürlich das Risiko für Folgeerkrankungen. Ein paar Pfunde mehr auf der Hüfte machen uns, aber nicht gleich krank und unattraktiv. Im Alter ist es sogar besser ein paar Pfunde Puffer zu haben.
Das Schönheitsideal hat sich auch gewandelt. Erinnern wir uns an die Barocken Schönheiten, die Rubens uns auf die Leinwand gezaubert hat. Dort war es en vogue kurvig zu sein. Heute gilt es als schön, die Konfektionsgröße 34 oder 36 zu haben, die Modebranche suggeriert uns dieses Schönheitsideal.
Trotz Size 0 und diesem Wahn steigen die Zahlen der Übergewichtigen und Fettleibigen stetig an."
(Ab) wann ist dick sein ungesund?
Mättig: "Beurteilungsgrundlage aus medizinischer Sicht ist die Einstufung nach Body-Mass-Index. Er besagt das geringste Sterblichkeitsrisiko (höchste Lebenserwartung) bei 22,5 bis 24,9. Es gibt das so genannte Übergewicht, das startet ab 25 – 30 und ab 30 gilt man als fettleibig. Besonders gefährdet ist Anna Nass mit einem Tailienumfang > 88 cm und R.Zufall > 102 cm.
Wer jetzt ein Zwicken und Zwacken im Bereich der Gürtelschnalle verspürt und sich so nicht so richtig wohl fühlt in seiner Haut und etwas tun möchte, kann sich gern über seinen Arzt eine ernährungstherapeutische Beratung von einerm Diätassistenten/einer Diätassistentin verordnen lassen. Die Krankenkasse übernehmen einen großen Teil dieser Kosten."
Vielen Dank für das Interview, Frau Mättig!